Navigation auf uzh.ch

Suche

Theologische und Religionswissenschaftliche Fakultät

Outside the box – Einblicke in einen interdisziplinären Studiengang, der bewegt

Der vom Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP) in Basel, Luzern und Zürich angebotene Joint-Degree-Masterstudiengang «Religion – Wirtschaft – Politik» verlangt von den Studierenden Beweglichkeit – auch im Kopf. Das Studium bietet im Gegenzug die Möglichkeit, verschiedene Universitäten und Forschungsgebiete kennenzulernen, mit Kommiliton:innen unterschiedlicher Provenienz zu diskutieren und praxisnahe Erfahrungen zu sammeln. Vier RWP-Studierende berichten.

Grid containing content elements

Gelebte Interdisziplinarität – auch im Studienalltag

Von Johanna von Bodenhausen

Die Studierenden des Masterstudiengangs «Religion – Wirtschaft – Politik» (RWP) kommen aus verschiedenen Fachbereichen: Einige haben im Bachelor Wirtschaft studiert, andere Politikwissenschaft oder Theologie, wieder andere Soziologie oder Religionswissenschaft. Diese unterschiedlichen Hintergründe führen immer wieder zu spannenden und ungewohnten Einblicken und Diskussionen. Interdisziplinarität findet aber nicht nur im persönlichen Gespräch und im Austausch im Seminar statt, sondern spiegelt sich auch im Lehrangebot wider, wo eine Vielzahl an Veranstaltungen zur Auswahl steht. Die vielen Wahlmöglichkeiten bedeuten für uns Studierenden einerseits grosse Freiheiten beim Zusammenstellen des Stundenplans, wir haben umgekehrt aber auch jedes Semester von Neuem die Qual der Wahl – und das gleich an drei verschiedenen Unis. Der RWP-Studiengang wird von den Universitäten Basel, Luzern und Zürich gemeinsam angeboten (vgl. den Text «Religion ist Wirtschaft ist Politik») und unabhängig davon, an welcher «Heimuniversität» wir eingeschrieben sind, besuchen wir an allen Standorten Lehrveranstaltungen. Viele Vorlesungen und Seminare werden dabei nicht exklusiv für RWP-Studierende angeboten, sondern richten sich primär an Wirtschafts- oder Politikwissenschaftler:innen bzw. an Theolog:innen. Dadurch lernen wir jedes Semester nicht nur neue Inhalte und Perspektiven kennen, sondern auch die unterschiedlichen Hochschulen, Dozierenden, Fächer und Studierenden. Ausserdem können wir die kostlosen Karriereservices und Berufsberatungen aller drei Standorte nutzen und uns steht das gesamte Sprachkursangebot offen.

Darüber hinaus mangelt es uns während der Prüfungsphase nicht an Lernorten, da wir die Gebäude und Bibliotheken aller drei Universitäten nutzen können – je nachdem, wo man sich am wohlsten fühlt. Jeder Campus hat dabei seinen eigenen Charme. An drei Standorten zu studieren eröffnet also viele Chancen und Möglichkeiten, immer wieder neue Orte, Menschen und Wissensgebiete kennenzulernen.

(Bilder: Johanna von Bodenhausen)

Alltag im Zug – Wochenenden in den Alpen

Von Theo Haas

Seit Februar 2023 studiere ich RWP im Master, eingeschrieben bin ich an der Universität Luzern. Da in meinem ersten Semester einige Einführungsveranstaltungen in Zürich stattfanden, durfte ich mich schnell mit einer Besonderheit des Studiengangs vertraut machen – mit dem Pendeln. Ich habe meistens den Zug genommen, der um 09:09 Uhr von Luzern nach Zürich fährt. Zum Glück ist er immer pünktlich und ich konnte mich darauf verlassen, um 09:51 Uhr anzukommen. Dann noch eine kurze Fahrt mit dem Tram und schon war ich beim Grossmünster, bei den Seminarräumen der Theologischen Fakultät der Universität Zürich.

Das RWP-Studium ist ein Studium, bei dem man viel Zeit im Zug verbringt. Je länger das Semester dauert, desto mehr gewöhnt man sich an das Pendeln zwischen Luzern, Zürich und Basel. Die Fahrten dauern jeweils knapp eine Stunde, die es sinnvoll zu nutzen gilt: Ich kann die Vorlesungen nachbereiten, die Lektüre für das nächste Seminar lesen, aufs Handy gucken oder einfach die wunderschöne Landschaft bestaunen.

Das Studieren an drei Standorten kann sehr anstrengend sein. Es hilft mir aber auch dabei, meine Zeitplanung und Semesterorganisation zu verbessern. Eine Fähigkeit, der ich eine hohe Bedeutung für meinen späteren Lebensweg zuschreibe. Für die vielen Zugfahrten lohnt sich die Anschaffung eines GAs – das hat den angenehmen Nebeneffekt, dass ich am Wochenende damit auch schöne Ausflüge ins Tessin oder in die Schweizer Alpen machen kann.

Glücklicherweise stellte sich schon mit dem ersten Semester eine gewisse Routine beim Zugfahren ein und ich geniesse das Pendeln schon fast. Das ist die Zeit des Tages, in der ich nur für mich bin und die ich zu meiner freien Verfügung habe. Studieren an drei Standorten ist nicht immer einfach. Aber mit der nötigen Planung und Kreativität gehört es schnell zum routinierten Tagesablauf des RWP-Studiums und bringt viele Möglichkeiten mit sich.

(Bild: Dario Häusermann / SBB CFF FFS)

Intensiver Austausch – fachlich und menschlich

Von Zoé Meier

Kurz vor meinem ersten Studientag im Master RWP hatte ich ein Treffen mit einigen Mitgliedern der Fachschaft und ein paar anderen Studierenden. So lernte ich schon vor dem Studium einige Kommiliton:innen kennen, die ich mittlerweile als Freund:innen bezeichnen kann. Das hat mir den Studieneinstieg sehr erleichtert. Kurze Zeit später wurde ich selbst Teil der Fachschaft, um diesen Austausch weiter zu fördern. Wir organisieren drei Mal pro Semester einen Stammtisch – an jedem Standort einen. Unser Ziel ist es, über den Studienalltag hinaus Beziehungen zu knüpfen, um uns gegenseitig bei Fragen rund ums Studium, aber auch bei privaten Sorgen unterstützen zu können. Bei den Stammtischen haben die Studierenden die Möglichkeit, sich bei Speis und Trank gegenseitig kennenzulernen und sich auch neben Seminaren und Vorlesungen auszutauschen. Ausserdem wollen wir damit verschiedene Aktivitäten wie Grillen, einen Besuch bei der Basler Herbstmesse oder Schwimmen im Zürichsee verbinden.

Ich empfinde es als sehr wertvoll, mit meinen Kommiliton:innen auch neben dem Studium einen Austausch zu haben, da dadurch der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung gefördert wird. So können wir einander bei der Jobwahl und -suche, bei Seminararbeiten oder beim gemeinsamen Lernen helfen. Die Wahl desselben Studiums zeigt, dass sich viele Interessen überschneiden und durch die Studieninhalte beschäftigten uns oft dieselben Themen – da wir aber gleichzeitig alle aus verschiedenen Bachelorprorammen kommen, entstehen immer wieder spannende Diskussionen mit ganz unterschiedlichen Perspektiven. So lerne ich viel von meinen Mitstudierenden – fachlich und menschlich.

(Bild: Zoé Meier)

Raus aus der Uni – Exkursionen und Feldforschung

Von Anastasia Balzer

Als Fachschaft haben wir angeregt, mit diversen Organisationen und Institutionen in Kontakt zu treten, um praktische Einblicke in verschiedene Berufsfelder zu bekommen – was von der Studiengangleitung schon mehrfach umgesetzt wurde. So durften wir Studierenden bereits an einigen beeindruckenden Exkursionen teilnehmen: Im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Bern sprachen wir mit einem Senior Advisor in Religion und Politik, der uns tiefere Einblicke in die Diplomatie und die internationalen Beziehungen gab. Beim SRF erkundeten wir die Studios in Zürich und hatten die Gelegenheit, mit der Moderatorin der «Sternstunde Religion» zu sprechen. Bei der CARITAS in Luzern informierten wir uns schliesslich über die Arbeitsmöglichkeiten bei Organisationen, die gegen Armut und soziale Ungerechtigkeit kämpfen.

Auch ausserhalb solcher Exkursionen verlassen wir in unseren Seminaren immer wieder den Unterrichtsraum und erfahren aus erster Hand, was das Gelernte in der Praxis bedeutet. So besuchten wir im Seminar zu Ecovillages ein Ökodorf, wo wir unmittelbar erleben konnten, wie Menschen in Communitys zusammenleben, ihre Spiritualität ausleben und versuchen, eine nachhaltige Ökonomie zu etablieren. Auch im Einführungsseminar zu Religion und Wirtschaft mussten bzw. durften wir eine von uns ausgewählte Religionsgemeinschaft besuchen und die jeweilige Gemeinschaft vor Ort kennenlernen und analysieren.

Diese Erfahrungen sind für uns sehr wertvoll. Sie geben uns die Möglichkeit, sowohl die Communities, zu denen wir forschen, als auch die konkrete Arbeit der verschiedenen Organisationen und Einrichtungen in diesem Feld direkt zu erleben. Man lernt Menschen persönlich kennen, kann theoretische Überlegungen in der Realität prüfen und reflektieren und knüpft wertvolle Kontakte für die Zukunft.

(Bilder: Anastasia Balzer)